
Man kennt das ja. Verrückter Wissenschaftler baut Höllenmaschine, und Ruckzuck hat man ein Mischmonster aus Wissenschaftler und Stubenfliege am Hals. Diesmal hat offenbar die Ex-Teenie-Band Echt versehentlich eine Beatles-Platte ihrer Eltern mit in den Transmitter genommen. Das Ergebnis nennt sich Ruben Cossani und hat sich direkt als Vorgruppe von Sasha auf die Bühne gebeamt: Sehr zur positiven Überraschung meinerseits. Die dreiköpfige Combo aus Hamburg hatte keine große Mühe, ihren stimmigen Mix aus modernem Deutsch-Pop und Sixties-Beat an den Mann zu bringen - bzw. die Frau, denn das Sasha Publikum besteht offenbar zu 95 % aus Damen, von der Enddreißiger-Toschlusspanik-Sekretärin bis zu matronenhaften Tanzkartoffeln, die aussehen als kämen sie direkt aus Zohans Frisiersalon. Aber zurück zu Ruben Cossani: 3 Herren in eleganten identischen Anzügen von Anfang 20 bis Mitte vierzig liefern Stück nach Stück eingängige Songs mit hohem Ohrwurmfaktor ab - fast wünscht man (ok, ich) sich, Sasha würde sich versehentlich im Klo einschließen, damit die Jungs mehr Zeit auf der Bühne verbringen können - auch wenn das von der versammelten Östrogen-Brigade sicherlich mit Waffengewalt verhindert würde. Dabei hätte das Trio um den gebürtigen Holländer und Ex-Echt-Komponisten Michel van Dyke ("Du trägst keine Liebe in dir" wurde ebenfalls gespiel) durchaus mehr Zeit verdient: Schnell wird offensichtlich, dass a) alle singen können und b) auch noch alle verschiedene Instrumente beherrschen. Das Soundkonzept in sich ist konsequent und stimmig: Mit fast spielerischer Leichtigkeit wird der Sound von Ilja Richters "Beat Club" entstaubt und salonfähig gemacht, ähnlich wie es in England derzeit Duffy und Amy McDonald mit großem Erfolg vormachen. Mein Entschluss steht fest: Von denen will ich mehr hören. Als sich dann herausstellt, dass im Foyer von Ruben Cossani nichts und von einer gackernden Frauentraube umso mehr zu sehen ist, schreibe ich das signierte Album in den Wind und lade mir die Songs von Amazon als MP3s herunter, was genausoviel kostet und innerhalb von Minuten erledigt ist. Etwas enttäuschend fällt die Durchschnittsqualität bei den immerhin 15 Stücken aus: Nach dem Song "Mitgefühl" fällt der Mitsing-Drang deutlich ab, manches Stück rutscht geradezu in Easy-Listening-Fahrstuhlgedudel ab. Schade. Denn die erste Hälfte des Albums macht zweifelsohne Lust auf mehr - leider wird man sich auf die 2. CD noch bis Ende des Jahres gedulden müssen: Es sei denn man ist ein verrückter Wissenschaftler mit einer Zeitmaschine. Aber wie sowas häufig ausgeht, das kennt man ja.