30 Juni 2008

Only the good die young



Michael Turner ist tot. Verdammt. Knochenkrebs, mit 37. Gut, den kennen hier nur Comic-Leser - aber zu denen gehöre ich nun mal, und ich habe mich Turner immer verbunden gefühlt: Schon als ich seine erste Mini-Serie in Händen hielt, die ich nur gekauft hatte weil ich die Charaktere mochte um die es ging), dachte ich, "Hey, der Junge hat´s echt drauf. Von dem wird man noch hören." Zeichner gibt es viele, aber nur wenige, die schon so früh in ihrer Karriere einen so eigenständigen, ansprechenden und wiedererkennbaren Stil entwickelt haben. Turner stieg praktisch sofort in meine "Alles kaufen"-Kategorie auf - sprich, ich kaufte jedes Heft, das er zeichnete (solange es nicht nur das Cover war, was über das letzte Jahr praktisch stets der Fall gewesen ist - jetzt weiß ich auch warum). Wenig überraschend, dass Michael schnell zu einem der Top-Stars der Szene wurde, nicht zuletzt ihm hat die Witchblade-Serie ihre Popularität zu verdanken: Dicke Möpse zeichnen können viele, aber Turners Frauen hatten neben ihrer offensichtlichen Sinnlichkeit auch oft eine gewisse Verletzlichkeit inne. Mag sein dass ich hier auf eine Form des Kindchen-Schemas hereinfalle, aber wen interessiert's? Ein besseres Kompliment als "Oh, das ist aber schön gezeichnet" gibt es für einen Comiczeichner kaum - ganz besonders, wenn es von einer Frau kommt, die einem beim Lesen über die Schulter schaut. Zum Verständnis: Der Standardsatz in solchen Situationen ist: "Wieso hat´n die so dicke Titten?" Nach Witchblade - das es übrigens sogar für 2 Staffeln ins Fernsehen schaffte - gründete Turner sein eigenes Comic-Label und wandte sich seiner eigenen Kreation Fathom zu, in der er seiner Begeisterung für die Unterwasserwelt und SciFi-Filme Ausdruck verlieh: Die Serie würde durchaus einen passablen Sommer-Blockbuster abgeben, sollte sie verfilmt werden. Nachdem Fathom als Markenname etabliert war, nahm Turner Soulfire in Angriff, ein knallbuntes Science Fiction Abenteuer. Schnell wurden die Abstände aber zwischen den Ausgaben immer länger: Ein schwerer Eingriff war nötig geworden, um Turners Knochenkrebs Herr zu werden. Über den weiteren Verlauf der Krankheit ist mir nicht viel bekannt (während der abgebrochene Fingernagel von Paris Hilton es auf jede Titelseite schafft), ich nehme an dass Turner seitdem mehr oder weniger an der Krankheit herumlaborierte während er weiter Cover um Cover an CD schickte, bis er am 27. Juni diesen Jahres in einem Krankenhaus verstarb. Seine letzte Serie, Soulfire, scheint er mit der 10. Ausgabe noch vollendet haben zu können. Dennoch ist es eine verdammte Schande, dass man nicht mehr sehen wird, wie und wohin er sich weiterentwickelt hätte: Mach´s gut, Mike, und danke für all die schönen Bilder. Wir werden Dich vermissen.

24 Juni 2008

Beeilt euch Kinder, das Essen wird welk!

Prima Joghurtdressing für Salat (2-3 Personen
- 150 ml Naturjoghurt
- 2 Esslöffel Öl
- 1 Esslöffel Zitronensaft (bei ner echten Zitrone reicht ein halber)
- 1/2 mittlere Zwiebel
- 1 gestrichener Teelöffel Salz
- Schnittlauch nach Belieben
- mit Salz und Pfeffer nachwürzen. Voilá.
Wenn andere ihren halben Blog mit Kochrezepten und Liedtexten auspolstern, kann ich das auch mal wenn mir grade nix einfällt... ;-)

21 Juni 2008

Ja schieß' die Wand an...


Neulich in einem grün gestrichenen, 30 Meter langen Keller, irgendwo in Deutschland. Ehrfürchtig nehme ich die Heckler & Koch MP5 Maschinenpistole entgegen, nachdem mir mit ernster Mine erklärt wurde, wo das gefährliche Ende ist. Es steckt zwar noch nicht mal ein Magazin darin, aber ist es definitiv etwas anderes, eine echte Waffe in der Hand zu halten als Spielzeugpistolen, mögen sie auch noch so realistisch nachgebildet sein. Wenig später ist es soweit: 10 Meter von mir entfernt steht mein Gegner. Ein hässlicher Kerl, matschig beige und übersät mit Flecken, die wie Beulenpest aussehen. Gut, es ist nur eine mannsgroße Kartonfläche, die schon einige Treffer hat einstecken müssen, aber - in der Not beschießt der Teufel Fliegen. Ähnlich groß ist die Trefferzone, die mein Kontaktmann mir (mangels eines funktionierenden Tackers für die richtigen Zielscheiben) auf den Basiskarton gemalt hat: Durch das Visier (kein Zielfernrohr) wirkt der Kringel lausig klein. Ich stelle mich in Position, drücke den Schaft der MP5 an die Schulter wie man es mir gezeigt hat - Ohrenschutz und Schützenbrille drücken sich in mein Gesicht, leicht irritiert peile ich durch das Visier. Den Blob soll ich treffen in dem diffusen Neonlicht? Oh well, here goes nothing. Mit schwitzenden Händen drehe ich den Sicherungshebel auf "rot", lege an, Zeigefinger bewegt sich zitternd von der rechten Seite der Waffe an den Abzug. "Laaaangsam durchziehen", ertönt knapp hinter mir die Stimme des Fachmanns. Das tue ich - und mit einem gedämpften Knall und einem spürbaren, aber bestenfalls mittelstarken Rückstoß jagt das 9 mm Vollmantelgeschoss aus dem kurzen Lauf. Ich nehme die MP herunter und kneife die Augen zusammen: Gar nicht mal schlecht - 1 cm unterhalb und ein wenig rechts des Zielpunktes. Der Typ ist hin. War gar nicht schwer. Haben mich die Jahre des Killerspiele-zockens doch zu einem potentiellen Mörder gemacht? Ich schiebe den Gedanken beiseite und lege erneut an. Die beiden Spezialisten hinter mir kommentieren jeden Schuss, geben mir Hinweise, meine Nervosität legt sich zusehens, die meisten Einschusslöcher liegen mehr oder minder voll auf dem Ziel - von irgendwo hinter mir drängt gedämpft das Wort "Naturtalent" durch meinen Kopfhörer, ich habe keine Ahnung ob das ernst gemeint ist oder ob ich ballere wie eine Oma: Schließlich sagt man von der MP5 gerne, dass man mit ihr gar nicht vorbeischießen kann. "Okay, das war das Anfängerlevel - machen wirs ein wenig interessanter!" Huh? Aufstellung 5 m vor dem Ziel. DAS soll schwerer sein? "So, Szenario: Wir stehen unter Beschuss, der Trupp bewegt sich rückwärts zur nächsten Deckung - DU musst die Gegner in Schach halten!" Ich werde von hinten an den Hüften gepackt und langsam rückwärts gezogen. "Feuer, Mann, die schießen auf uns!" Verdammt, das ist echt schwerer - jeder noch so langsame Schritt (bei dem ich jedesmal hoffe nicht über die eigenen Füße zu stolpern und uns versehentlich alle zu perforieren) bringt mich völlig aus dem Ziel, den ersten Schuss gebe ich ab als wir schon 2 m gelaufen sind. So geht es für weitere 8 Meter, meine Treffer haben sich inzwischen auf über einen halben Meter um den Zielkreis ausgebreitet. Bei Meter 15 gehts wieder zurück: Stück für Stück werde ich auf das Ende der Schießbahn zugeschoben, bekomme zugerufen: "Weiterfeuern, der lebt noch!" Ich tue wie mir geheißen, jage Kugel um Kugel in den Umzugskarton-Schurken, bis wir nur noch 5 Meter entfernt sind und die MP statt einem knappen Bellen nur noch ein leises Klicken von sich gibt. Ich erinnere mich an den Drill: Waffe sichern, Magazin entnehmen und auf Munition checken, Verschlusshebel zurückziehen und die Kammer der MP prüfen: Auch leer. Puh, ich habe überlebt. Der Pappkamerad aber hat 25 neue Löcher: "Alles Brusttreffer", bekomme ich lobend bescheinigt.

Jetzt wirds sportlicher: Ich bekomme die Sig Sauer P225 in die Hand gedrückt, Standardwaffe der Polizei. Ein schweres, schwarzes Stück Metall, das dieselbe Munition verschießt wie die MP (warum musste ich bei Crysis eigentlich für alle Waffen immer spezielle Magazine finden?). Ich merke schnell, dass Pistolenschießen eine ganz andere Liga ist: Völlig verkrampft stehe ich im 45 Grad Winkel 5 Meter vor der Scheibenwand und ziehe laaaangsam den Abzug durch. Minuten zuvor musste ich noch den (wie ich ihn nenne) "Jürgen Prochnow Test" absolvieren: Auf den fast ebenen Schlitten der ungeladenen Waffe wird ein Cent-Stück gelegt (Prochnow verwendete seinerzeit eine einzelne Patrone). Ich muss den Abzug so gleichmäßig durchziehen, dass die Münze liegenbleibt während sich mein Finger bewegt und der Hammer auf das hintere Ende der Kammer schlägt. Kein Problem soweit. Als sich der erste echte Schuss aus der P225 in meinen schwitzenden, verkrampften Händen löst, trauere ich sofort der MP nach: Die hatte nämlich durch ihre Masse allein fast den gesamten Rückstoß geschluckt. Die Automatik-Pistole jedoch bockt in meinen Händen gute 7 cm nach oben, der hier deutlich sichtbare Mündungsblitz verblasst langsam auf meiner Netzhaut, ich finde mich in einer Wolke aus Pulverdampf wieder. Das wiederholt sich für 3 Magazine, während deren lautstarker Entleerung sich nach und nach abermals meine Aufregung von Schuss zu Schuss verringert, ebenso wie meine Anfängerfehler (Finger nur am Abzug haben wenn man wirklich abdrücken will, den Schlitten beim Laden der Pistole richtig bedienen weil sich die Knarre sonst verklemmt, nicht vorne in das dunkle Loch gucken wenn wider Erwarten nix rauskommt).

Mit der Munition geht mir leider auch die Zeit aus: Vor der Tür warten bereits zwei Angestellte einer Geldtransporter Sicherheitsfirma, die "zur Entspannung" ihre 6-schüssigen 357er Magnums Gassi führen wollen. Entspannt fühle ich mich keinesfalls, als ich in die kühle Abendluft hinaustrete - nur langsam baut sich der Adrenalin-Buzz in meinem Körper ab. Soetwas erlebt man nicht alle Tage, und bei weitem nicht jeder bekommt die Gelegenheit dazu. Die Reporter fragen mich, was mein Fazit dieser halben Stunde sei. Ich überlege kurz und antworte grinsend: "Ich kann mich auch weiterhin Crossfire nennen!"

11 Juni 2008

Frogger must die!

Ist ja gut und schön wenn seltene Tiere sich in unserer urbanen Umgebung wieder ansiedeln. Aber könnten sie nicht wenigstens über Nacht die Fresse halten? Im Teich unseres Nachbarn hat sich seit Neuestem ein Frosch eingenistet. Merke: EINER. Das Vieh ist aber dermassen unverschämt laut, dass es den gesamten Block beschallt! Und es muss alle Katzen der Nachbarschaft bestochen haben, denn der Ruf des brünftigen Reptils, der in allen felinen Ohren eindeutig als "Friss mich!" übersetzt wird, verhallt ungehört. Mag ja sein, dass so ein glitschiges Hüpfding für jeden Teichbesitzer einer quakenden Goldmedaille gleichkommt, aber wenn man nachts die Wahl hat, zwischen 12 und 5 Uhr morgens entweder wegen der Hitze im Zimmer oder der Wut auf den Frosch wach zu bleiben, wünscht man sich doch ein Kleinkaliber-Gewehr mit Zielfernrohr und Nachtsichtoptik. Falls jemand eins hat - bitte melde Dich!

04 Juni 2008

Gestern gesehen: SHOOT EM UP



Der ist echt schräg. Steht John Woo Ballerorgien in nichts nach (ist davon auch inspiriert), aber wer bleihaltige Filme mag, ist hier genau richtig. Der Bodycount, den Clive Owen als Möhren-mampfender "Mr. Smith" anhäuft, muss bei über 100 liegen. Die Kampfsequenzen reihen sich mit nur kurzen Pausen aneinander, in denen Smith versucht sich, einen Säugling und Monica Bellucci (sinnlich wie immer, leider nicht nackt, obwohl sie eine Hure spielt) vor der Komplettperforation durch böse Gangster zu bewahren. Der Streifen wartet mit stilsicherer Optik, einem guten Schurken und einer Menge netter Dialoge auf. Der wahre Star aber sind die Actionszenen. Die Regisseur muss sich gesagt haben, "Hey wir machen nix was man schonmal gesehen hat, okay Leute: Was wäre total crazy in einem Firefight? Ich will alle Ideen hören, auch die völlig beknackten." Und dann gehts los. So gegen Ende des mittleren Drittels schwappt der Pegel der Glaubwürdigkeit schon stark ins Lächerliche, aber bis dahin hat man sich schon daran gewöhnt, dass Smith durch die Gegner geht wie ein heißes Messer durch Butter: Zu diesem Zeitpunkt fragt man sich nur noch grinsend, in welcher Situation Smith als nächstes die Waffen sprechen lässt - schonmal jemanden gesehen, der nackt ein halbes Dutzend SWAT-Typen abknallt, während er Sex hat? Ich auch nicht. Trockener Kommentar des Helden nachdem die Kerle tot sind und Monica mit dem letzten Schuss (haha) gekommen ist: "Talk about shooting your load..."

Fazit: Prima Popcorn-Film für den Jungs-Abend. Note 2+ (halbe Note Aufwertung für Originalität).